Gestalttherapie als humanistische Psychotherapie
Gestalttherapie meint nicht das handwerkliche oder künstlerische Gestalten. Vielmehr versteht sich die Gestalttherapie als humanistische Psychotherapie. Sie ist eine ganzheitliche Therapie, die von der Einheit des Körpers, des Geistes und der Seele ausgeht.
Das wichtigste Instrument der Gestalttherapie ist die bewusste Wahrnehmung im Kontakt mit sich selbst und anderen. Das Ziel ist, dass Sie sich selbst ganz bewusst wahrnehmen lernen in dem Kontakt und durch den Kontakt zu mir. Da die Gestalttherapie im Hier und Jetzt ansetzt, lernen Sie mit Ihren aktuellen und konkreten Problemen umzugehen. Ihre Vergangenheit und Zukunft werden im Rahmen unserer Arbeit als Erfahrungswerte ergänzend eine Rolle spielen.
Die Begründer
Begründer dieser Psychotherapie-Methode sind der psychoanalytisch ausgebildete Mediziner Fritz Perls und seine Frau Laura Perls, sowie Paul Goodman. Die Gestalttherapie entwickelte sich aus der Psychoanalyse – in Kritik an sowie in Abgrenzung zu ihr – unter Rückgriff u.a. auf die Gestaltpsychologie und die Therapieformen von Wilhelm Reich.
Als Gestalttherapeutin zu arbeiten, bedeutet für mich, meine Klienten mit bewusster Aufmerksamkeit auf einer oft langen Reise zu begleiten:
Ich bin davon überzeugt, dass der Klient am Besten weiß, was ihm gut tut, jeder Mensch ist Experte seiner eigenen Bedürfnisse und ich unterstütze ihn dabei, seine Möglichkeiten zu erkennen und auszuprobieren.
Der Gestaltbegriff
Ein Grundbegriff ist die „unabgeschlossene Gestalt“. Das bedeutet, dass der Anpassungsprozess des Organismus/der Psyche an die Umwelt (und umgekehrt), als Kontaktprozess, aufgrund möglicher Störungen nicht vollständig geschehen konnte. Die Folge ist die Kontaktstörung. Damit konnte sich eine „vollständige (oder ‚geschlossene‘) Gestalt“ im Sinne einer abgeschlossenen Anpassungsleistung nicht ausbilden.
Ursprünglich stammt der Begriff der „Gestalt“ aus der Gestaltpsychologie, einer Psychologie der Wahrnehmung; Fritz und Laura Perls wenden ihn aber auf den ganzen Organismus an und orientieren sich dabei vornehmlich an der Gestalttheorie des Neurologen Kurt Goldstein und seiner ganzheitlichen Theorie des Organismus. Lesenswerte Beispiele für Anpassungsleistungen und somit für das Schließen von Gestalten finden sich in den Veröffentlichungen von Oliver Sacks.
Perls hatte zunächst den Begriff „Existentialtherapie“ als Bezeichnung für die von ihm und seiner Frau Lore (später Laura) entwickelten neuen Psychotherapie im Sinn; da dieser Begriff aber zu sehr mit der Philosophie Sartres verknüpft war und damit mit dessen Freiheitsbegriff, verzichtete Perls darauf.
Das Konzept des Gewahrseins
Im Mittelpunkt der gestalttherapeutischen Methode steht die Entwicklung und Verfeinerung des Gewahrseins (Bewusstheit; der englische Begriff lautet „awareness“) aller gerade vorhandenen und zugänglichen Gefühle, Empfindungen und Verhaltensweisen des Klienten.
Der Klient soll dadurch in die Lage versetzt werden, seine Kontaktstörungen als solche zu erkennen und zu erleben, die ihn daran hindern, mit seiner Umwelt in einen befriedigenden Austausch zu treten. Über die Reaktivierung emotionaler Bedürfnisse und der Wahrnehmung derselben soll es dem Klienten ermöglicht werden, seine Kontaktstörung zu überwinden.
Daraus folgt eines der wichtigsten Arbeitsprinzipien der Gestalttherapie, das Prinzip des Hier-und-Jetzt:
Die gegenwärtige Situation, auch die zwischen Klient und Therapeut, wird als der entscheidende „Ort“ betrachtet, wo Veränderung geschieht. Vergangenheit und Zukunft kommen auch in dieser gegenwärtigen Situation ins Spiel: z.B. als Erinnerung oder als Planung.
Wem nutzt Gestalttherapie als humanistische Psychotherapie
Paare, die verlernt haben miteinander liebevoll umzugehen, Menschen, die unter Ängsten leiden, die Depressionen haben, oder Menschen, die in einer Lebenskrise stecken und allein nicht aus ihrem Gedankenkarussell herausfinden…
Das dialogische Prinzip
Durch die direkte und konkrete Arbeit an aktuellen Situationen und an der Beziehung zwischen Klient und Therapeut soll der Kontakt des Patienten zu sich selbst und zu seiner Umwelt gefördert und unterstützt, und bestehende Kontaktstörungen überwunden werden. Auf diese Weise werden die Selbstheilungskräfte des Patienten freigelegt und neue Einsichten, Erfahrungen und Verhaltensmöglichkeiten erschlossen. Selbstheilungskräfte betrachtet die Gestalttherapie als Teil der organismischen Selbstregulation.